8.9.2004
Ein Plakat gegen islamistischen Terror kann nicht geklebt werden
In der in London erscheinenden Tageszeitung "al-Sharq al Awsat" schrieb der frühere Chefredakteur des Blattes am 3.9.04 über die "von einer Krankheit infizierte" arabisch-islamische Gesellschaft: "Die Entführer der Kinder in Ossetien sind Muslime. Die Entführer und Mörder der nepalesischen Köche und Arbeiter (im Irak) sind Muslime. Die Eindringlinge und Mörder in Darfur sind auch Muslime, genau wie ihre Opfer. Die Angreifer ziviler Einrichtungen in Riad und Khobar (in Saudi-Arabien) waren ebenfalls Muslime. Die Kidnapper der beiden französischen Journalisten (im Irak) sind Muslime. Die beiden Hijacker, die vor einer Woche zwei russische Flugzeuge gesprengt haben, waren Muslime. Bin Laden ist Muslim."
Der in der arabischen Presse sehr bekannte Autor ließ in seinem Artikel keinen Zweifel an seiner totalen Verurteilung des religiös motivierten Terrors. Das wurde von der Leserschaft als Provokation empfunden und fast alle der ungewöhnlich vielen Leserstimmen waren empört über die kompromißlose Abrechnung Raschids mit dem islamistischen Terror. Muß uns diese latente Zustimmung zum Terror in den Köpfen von Muslimen Angst machen?
Fast gleichzeitig werden in Deutschland Stimmen laut von höchsten Kirchenvertretern (EKD-Ratsvorsitzender Bischof Huber) und Politikern (CDUFraktionsvize Schäuble, SPD-Innenminister Schily), die sich eine deutliche, öffentliche Terror-Verurteilung von Muslimen und ihren deutschen Verbandsvertretern wünschen.
Diese Verbandsvertreter halten dagegen, daß sie sich immer schon gegen Terror ausgesprochen hätten und weisen die formulierten Ansprüche als wenig sinnvoll und beleidigend zurück. Der Schlagabtausch zwischen Zentralrat der Muslime und der Evangelischen Kirche dauert an.
Verständlich ist, wenn Menschen in Deutschland wissen wollen, ob Muslime in diesem Land sich unmißverständlich vom islamistischen Terror distanzieren und auch nicht die geringste klammheimliche Freude bei solchen Anschlägen empfinden. Das hat mit einem Generalverdacht gegen Muslime gar nichts zu tun. Zu ähnlichen Klarstellungen wurde zur Zeit der RAF die politische Linke aufgefordert. Ich persönlich habe das nie als Gesinnungsschnüffelei empfunden.
Verständlich ist dieser Wunsch nach Klarheit auch, weil bei uns sich auch Unwissenheit und Ängste zu Vorurteilen mischen, weil viel zu schnell der Islam, der Islamismus und nun auch der Terrorismus in einen Topf geworfen werden. Dazu werden dann immer wieder die gleichen Koranstellen falsch zitiert, um zu beweisen, daß diese Religion gefährlich, kriegerisch und mörderisch ist. "Und tötet sie, wo immer ihr auf sie stoßt. und vertreibt sie von dort, von wo sie euch vertrieben haben..."(Sure 2, Vers 192).
Nie wird der direkt folgende Vers erwähnt (Sure 2/193, 194): "Wenn sie jedoch ablassen, dann ist Allah allvergebend, barmherzig...Bekämpfet sie, bis die Verfolgung aufgehört hat...Wenn sie jedoch ablassen, dann wisset, daß keine Feindschaft erlaubt ist..."
Nie wird der vorangehende Vers erwähnt (Sure 2/191): "Und kämpfet für Allahs Sache gegen jene, die euch bekämpfen, doch überschreitet das Maß nicht, denn Allah liebt nicht die Maßlosen."
Übrigens: Wenn die Deutschen angegriffen werden, solllen und dürfen sie sich wehren. Das ist Verteidigung. Die wird sogar an 16 Stellen im deutschen Grundgesetz behandelt!
Die Muslime in Deutschland und ihre Vertreter in den Verbänden haben in der Vergangenheit und in der aktuellen Situation klar und deutlich gesagt, dass der Islam mit Terror nicht zu vereinbaren ist. Der Zentralrat der Muslime
in Deutschland erklärte zuletzt am 30.8.2004: "Im Islam gibt es keine Entschuldigung für Terror und Gewalt gegen Unschuldige." Bleibt die Frage, ob diese Distanzierungen demonstrativ und laut genug gesagt werden. Vor sechs Monaten empfahl ich arabischen und moslemischen Gruppen eine gemeinsame Demonstration mit klarstellenden Transparenten und Aussagen. Der Imagegewinn in den Medien und in der Bevölkerung sei nicht zu unterschätzen. Ich wurde ausgelacht. "Die Christen gingen ja hier auch nicht auf die Straße, als sich Katholiken und Protestanten in Nordirlan Und warum protestieren hier nicht die Protestanten gegen den Gotteskrieger Bush, der im Namen Gottes Kriege führt und vor allem von den Protestanten in seinem Land unterstützt wird." Ich muß zugeben, daß da ´was dran ist, wenn ich es auch etwas komisch finde, daß sich auf einmal Moslems an den negativen Vorbildern der Ungläubigen orientieren. Bequem orientalisch?
Abgesehen davon hat ein Vertreter des Zentralrates der Muslime in Deutschland vor wenigen Tagen zugegeben und bedauert, daß seitens der Muslime bei "solchen (Terror)Anlässen nicht laut genug und nicht schnell genug reagiert wird."(Mohammad Aman Hobohm, ZMD)
Leider wurde auch bisher in keiner der TV-Diskussionen und in keinem der Interviews mit muslimischen Verbandsvertretern die Toleranzbereitschaft und die Friedfertigkeit des Koran mit eindeutigen Textstellen (s.o.) belegt. Nie hörte ich einen Moslem oder eine Muslim beinhaltet, wie ich sie an keiner Stelle in der Bibel gefunden habe:
"Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen.
Sprich:"Oh ihr Ungläubigen!
Ich verehre nicht das, was ihr verehret,
noch verehrt ihr das, was ich verehre.
Und ich will nicht das verehren, was ihr verehret,
noch wollt ihr das verehren, was ich verehre.
Euch euer Glaube, und mir mein Glaube."
Wenn mir von Muslimen erklärt wird, der Zentralrat könne und wolle sich nicht so eindeutig äußern, weil er alle Schäflein, auch die schwarzen, bei der Herde halten will, ist dies für die gewünschte Klarheit nicht hilfreich.
Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Nadem Elyas, hat einen Tag nach den Anschlägen vom 11.September 2001 in einer TV-Diskussion ("Feindbild Islam", PHOENIX) die Terrorakte relativiert und gesagt, man müsse auch über die Gründe für den Terror reden und die Schieflage zwischen unterdrückten Ländern und unterdrückenden Ländern sehen. Auch dieser Mangel an Eindeutigkeit - zumal unmittelbar nach diesem unfaßbaren Ereignis - war nicht hilfreich.
Meine ganz persönliche Fragestellung an die Muslime auch in meinem Bekannntenkreis habe ich im Dezember 2003 mit einem Plakatentwurf (s.u.) ins Internet gestellt. Ich erhielt Morddrohungen. Nachdem ich nun die Bilder der von Islamisten ermordeten Nepalesen gesehen habe, wollte ich dieses Plakat in Köln und Düsseldorf realisieren. Ich will mich also wieder einmal mit meinem eigenen Geld und Risiko engagieren und einmischen. Es geht nicht.
Die Plakatunternehmer lehnen die Zusammenarbeit mit mir ab. Der Chef der MOPLAK, Herr Stockem, erkläre mir klipp und klar: Wir vermieten einem Herrn Manfred Spies kein Plakat. Wir wollen keinen Ärger.
Das ist die real existierende Demokratie. Das ist die Kehrseite von in Sonntagsreden gefordertem mündigem Bürgerund Engagement und Zivilcourageund der tatsächlichen Verhinderung all dessen. Immerhin habe ich mich in den letzten 20 Jahren über 500x auf Großflächenplakaten versucht einzumischen und dabei 16 Ermillungsverfahren gehabt, die alle eingestellt wurden, weil auch nicht die Spur einer Straftat erkennbar war. Das Papier für Absichtserklärungen wird in der Gegenwart beschrieben, aber die Vergangenheit sitzt uns im Gedärm und im Gehirn. Da bekommt man Angst um die Zukunft.
Manfred Spies
Düsseldorf den 8.9.04.