"Uns sind die Wahrnehmungsorgane abhanden gekommen."
(Joseph Beuys)
Bei der Düsseldorfer "antifa" scheinen die Defizite noch viel größer zu sein. Zwischen 1976 und 1996 habe ich über 500 verschiedene, selbstgestaltete und selbstfinanzierte Großplakate geklebt, auf denen ich mich "einmischen" wollte. Sehr viele thematisierten - zum Teil auf ironische Weise - den Rassismus, die Fremdenfeindschaft und die Intoleranz.
Im Wahlkampf 1994 gab es die Befürchtung, daß unzufriedene, frustrierte, enttäuschte, radikalisierte, falsch informierte und dumme Wähler den Rechtsradikalen ihre Stimme geben könnten. Da wird vor Wahlen immer lamentierend und besorgt die Stimme erhoben, als wenn vor einem Naturereignis gewarnt werden soll. Aber es sind Bürger, es sind Wähler, die ihre Stimme abgeben. Wenn die Rechten Gewinne verbuchen, gibt es dafür Gründe, für die Politiker und Bürger verantwortlich sind. Was haben wir falsch gemacht, wo haben wir nicht aufgepaßt, nicht ausreichend informiert? Mit einem Plakat, auf dem eine 4 quasi von radikalen Sprayern zu einem Hakenkreuz verändert wurde, beteiligte ich mich am Wahlkampf. Natürlich sagte ich erklärend auf dem Plakat: "Die Kreuze machen wir". Ein zusätzlicher Text in einem Flugblatt mit vielen Zahlen und Fakten erläuterte meine Absicht.
"Wenn in diesem Land aus Wahlkreuzen später Hakenkreuze werden, sind die Bürger selbst dafür verantwortlich. Denn die (Wahl)Kreuze machen wir! Und die Neonazis wurden zu spät erkannt und bekämpft." (m. spies)
Das Plakat wurde nur auf der Kiefernstraße attakiert. (Der Düsseldorfer kennt die Gegend.) Am folgenden Tag reparierte ich die abgerissenen Teile und klebte für die Personen, denen die Wahrnehmungsorgane und das Reflektionsvermögen abhanden gekommen waren, eine Erklärung auf die Wand. Auch diese wurde umgehend wieder abgerissen. Als gehirnamputiert und damit diskussionsunfähig outete sich die "antifa", die angeblich "lebt". Nun ja, auch mit Alzheimer kann man lange überleben.