Wäre der Hirntod des terz-Rezensenten ein Geschenk?
Unveröffentlichter Leserbrief zum terz-Artikel vom Okt./03 zu meiner Lesung vom 24.9.03: "Der Tod ist ein Geschenk"
"Die besten Tage von Manfred Spies sind vorbei" orakelt das Düsseldorfer Massenblatt "terz" in seiner September-Ausgabe in genauer Kenntnis meiner körperlichen Verfassung und meiner Zukunftspläne. Warum nur beschäftigt sich das Massenblatt "terz" dann in zwei Monaten gleich drei Mal mit mir? Was habe ich den Schreiberlingen getan, daß sie so offensichtliche Tendenztexte absondern und in Panik geraten, wenn jemand einen positiven Leserbrief über mich schreibt? Da müssen sie sofort drauf reagieren und weitere Unwahrheiten über mich verbreiten!!! Ja, wenn tatsächlich "terz" ein Massenblatt wäre, würde es ebenso die Massen blöd machen, wie ein anderes einsilbiges, tatsächliches Massenblatt dieser Republik. Aber die Bedeutung von terz ist nun mal marginal, die angegebene Auflage und der Vertrieb sind Wunschdenken, die Macher sektiererisch und die Inhalte entsprechend.
"Was kümmert es den Mond, wenn ihn ein Hund anbellt", wäre also eine angemessene Reaktion. Aber ich habe beim Lesen des letzten, langen Artikels über mich auch laut gelacht. In traurigen Zeiten soll man andere an seiner Freude teilhaben lassen. Also beschreibe ich die unfaßbar komischen Ungereimtheiten und nutze "terz als Forum für Diskussion und Streitkultur" (terz über sich: www.terz.org).
Der mit Al C. unterzeichnende Schreiber (was wahrscheinlich auf Al Capone hinweisen soll, dessen Argument die kriminelle Gewalt war), beabsichtigte eine Besprechung meiner Lesung aus dem Buch "Der Tod ist ein Geschenk", Die Geschichte eines Selbstmordattentäters, Droemer Verlag 2002.
Bei Al C. wird daraus "Das Geschenk des Todes" und "...liest Geschichten(!) eines palästinensischen Selbstmordattentäters", die als "Neuerscheinung"(!) im Knaur-Verlag erschienen sind. Da hab ich bereits meinen ersten Lachanfall: ein "Geschenk des Todes" ist semantisch etwas total anderes, als "Der Tod ist ein Geschenk". Geschichten von jemand unterscheiden sich per Definition von DER Geschichte von jemand. Unter einer Neuerscheinung hat man aktuelle und nicht ein Jahr alte Bücher zu verstehen. Auf dem Buch-Cover steht als Verlag "Droemer" und nicht "Knaur"
Al C. phantasiert, daß ich mich "als Plakatkünstler bezeichne", was ich nachweislich niemals getan habe, daß ich "in den 70er Jahren" ein Buch mit dem Titel "Anschläge" veröffentlicht habe, was beides falsch ist. In den 70er Jahren habe ich kein Buch veröffentlicht und auch in den 8oer und 90er Jahren gab es nie ein Buch von mir, das "Anschläge" hieß. (Oh, Gott, schmeiß Hirn vom Himmel!)
Al C. notiert den sich zu Wort meldenden William Hodali als "Vorsitzenden der Deutsch-Palästinensischen Gemeinde." Diese Organisation wird gleich viermal im Text erwähnt, obwohl es eine solche Gemeinde weder in Düsseldorf, noch irgendwo sonst in Deutschland gibt. Bei Internet-Usern heißt es an solchen Stellen ggg=ganz großes Grinsen. Der Schreiberling hat offenbar nicht nur eine Leseschwäche, sondern scheint seiner Wahrnehmungsorgane vollständig beraubt. Wie kann es sein, daß er in meiner Lesung "rechts und links auf seinem Schreibtisch aufgestellte und mit roten Glühlampen versehene" Leuchtkörper entdeckt? Einen Schreibtisch stellte das Auxilium mir nicht auf die Bühne, auf meinem Lesetisch befand sich keine einzige Lampe und ein vollständig puffig-rotes Bühnenlicht weist eher auf eine Lesung von Dolly Buster hin. Herr Al C. von der "terz" wurde von seinem Sterz offenbar im Geiste zu einer ganz anderen Veranstaltung gesteuert?
Genug gelacht? Soll ich weiter machen? Ich glaube es reicht. Zu erwähnen wäre vielleicht noch, daß sich Al C. von der "terz" in 154 Textzeilen (internet-Text) mit meinem alten Buch, meinem Beruf als Gastronom, meinen Aktivitäten auf dem Bücherbummel, seinen Erlebnissen an der Auxilium-Kasse usw, beschäftigt, was für die Rezension einer Lesung von ungeheurer Bedeutung ist. Aus dem von mir vorgelesenen Buchtext bzw. den Dokumenten wird keine Zeile zitiert, nicht besprochen.
Es wird behauptet. ich zitiere "ellenlang aus UN-Resolutionen und...aus der Rheinischen Post". Die Halluzinationen von terz-Al C. sind beängstigend: in meiner Lesung zitiere ich kein einziges Mal aus UN-Resolutionen oder aus der Rheinischen Post! Für wie bekloppt müssen Besucher der Lesung die terz halten, wenn sie eine Veranstaltung so beschrieben finden, die sie selbst völlig anders erlebt und bewertet haben:
- Hartmut Lohse (Arbeitsloseninitiative): "Ganz toll, sehr gut vorgetragen, sehr empfehlenswert."
- Chantal Stiller (Kindermalschule): "Es war phantastisch, irrsinnig gut!"
- Peter Mohr (Events): "Super! Perfekt gelesen und beeindruckend in der Fülle der Informationen."
- Barbara Gladysch (Mütter für den Frieden): "Ich war begeistert. Du hast beeindruckend professionell gelesen. Sehr gut."
- Erika Bosch (Menschen für den Frieden): "Hervorragend! Schade, daß meine Tochter nicht da war."
- Peter Thoms(Trommler): "Sehr, sehr gut. Beeindruckend das enorme Wissen, das in den Zitaten der historischen Fakten deutlich wurde."
- Dagmar Deckers (Stimme- und Gesangsschule): "Perfekt und ausdrucksvoll gelesen. Ich war total begeistert. Erschütternd das Aufdecken der politischen Hintergründe des Nahost-Konflikts."usw.usw.
In einem Punkte gebe ich dem Schreiber Recht: Auch mir waren es zu wenig Zuhörer. Es waren allerdings nicht 40, sondern 53. Hört man, daß bei der Eröffnungslesung von "Düsseldorf liest ein Buch" (Dieter Forte) mit kultureller und politischer Prominenz im Palais Wittgenstein nur 27 Zuhörer anwesend waren, daß im zakk bei dem TV-bekannten Andreas von Bülow (WTC-Attentat-Theoretiker) etwa 30 zuhörten, bei Lesungen durchaus bekannter Autoren die Buchhandlungen bereits über 15 Besucher froh sind und zu der bundesweit von vielen großen Organisationen eingeladenen Konferenz der Friedenskooperative in Dortmund ganze 70 Interessenten erschienen, kann ich über das Interesse bei mir doch ausgesprochen happy sein!
Zu der Diskussion um meine vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Aktivitäten zur Klärung des Begriffs "Antisemitismus" und dessen Gebrauch will ich mich hier nicht ausführlich äußern. Mit Fanatikern zu diskutieren hieße, selbst bei miserabel formulierten Diskussionsbeiträgen Perlen vor die Säue werfen.
Als sich der Schreiberling noch in die Hosen geschissen hat und es in Düsseldorf noch gar keine "Mahn- und Gedenkstätte" gab, habe ich als Einziger Ausstellungen zum Holocaust, zur Reichskristallnacht und gegen Ausländerfeindlichkeit gemacht. Wer mir nur deswegen, weil ich mich um einen sorgfältigen Gebrauch des Wortes "Antisemitismus" bemühe - auch mit Rücksicht auf die Opfer, die darunter gelitten haben und noch leiden - vorwirft, mich eines "sekundären" oder "Post-Holocaust-Antisemitismus" zu bedienen, der "Vorurteile beinhaltet, daß Juden nach wie vor die Weltgeschehnisse lenken und uns Deutsche wegen der Nazi-Verbrechen ewig gängeln", gehört nicht an einen Redaktionstisch, sondern in die geschlossene Abteilung von Grafenberg.
Bleibt die anfangs gestellte Frage, warum haben sich die terz-Macker so sehr auf mich eingeschossen, wo ich ihnen doch noch gar nicht - wie damals einer anderen Redaktion - einen Stapel Hefte und meine einwöchige Scheiße auf die Matte gekippt habe: "Gleich und gleich gesellt sich gern." Nun, ich ahne, was in den Hohlköpfen dieser von antifa- und MLPD-durchseuchten Menschlein vorgeht: Die Angst vor dem eigenen Faschismus, die links orientierte aber autoritär strukturierte Aktivisten unbewußt umtreibt und flugs alles Böse auf andere projezieren und unerbittlich am einmal gefundenen Feind festhalten läßt.
Das ist aber ein ganz anderes, großes Thema, das hier nicht erörtert werden kann. Ich bekomme Pickel am Hintern, wenn ich bei diesem Gesochs auf ihren Internet-Seiten die ultimative Forderung nach der "Kontrolle der Denkweise" lese. Hitler, Stalin u.a. lassen grüßen. Bei der "terz" wird gefordert, "die Begrenztheit der Kommunikation sozialer Bewegungen zu durchbrechen." Ich muß über die Begrenztheit der "terz" brechen!
Manfred Spies
Düsseldorf, 23.10.03